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Kurzer Ausflug in die Vergangenheit:

"Gerd"

Es muss 1981 gewesen sein. Die Freiheits-Profis kämpften verbissen ihre Beziehungsprobleme aus, da stieß ich auf "Gerd".

"Gerd" war weiblich und hatte diesen Namen erhalten, weil sie rein beinmäßig betrachtet, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem berühmten Fußballspieler nicht verleugnen konnte. Gerd Müller war damals noch bekannt.

"Gerd" war etwas schwierig und terrorisierte einen Kumpel von mir, mit dem sie in Paleochora zusammenwohnte, ziemlich deftig mit ihrer pingeligen Art. Versuchte ständig aus unserem geliebten Provisorium irgendwas zu machen, das ihrem empfindlichen (werdenden) Künstlergemüt genehm war und den anderen allenfalls auf den Geist ging. Außerdem wollte sie wohl mehr als nur zusammen wohnen, aber mein Kumpel nicht.

Irgendwann nahm die Krise dann ihren Lauf. "Gerd" zog gewissermaßen aus und gedachte am Strand zu nächtigen.

Da sie aber nicht so firm war mit dem ganzen "Wildlife" musste männlicher Beistand her, und zwar ganz unverbindlich, selbstredend.

Mein Schlafplatz war der nächstliegende, außerdem war ich unverdächtig, da ich mir generell den ganzen Beziehungskram erspart und meine persönliche Freiheit genossen habe. Meistens.

So fielen die Würfel auf mich. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch und gehe niemandem an die Wäsche der das nicht will. Mir wurde also die große Ehre zuteil "Gerd" neben sich schlafen zu lassen.

"Gerd" lief auf, räumte gewissenhaft den Sand auf, entfaltete den Schlafsack, packte die Tasche mit den wichtigen Sachen unter den Kopf, den berühmt-berüchtigten Brustbeutel mit dem Geld um den Hals, kleidete sich luftig (man will als sensible Künstlernatur ja nicht schwitzen), ließ den Schlafsack auf und wollte keinen Rat annehmen.

Ich wusste schon, warum ich immer in voller Montur und mit dem Geld in der Hosentasche im Schlafsack steckte....So konnte wenigstens keiner dran ohne mich zu wecken. Zu der Zeit krochen ziemlich viele seltsame Loser ohne Geld in der Gegend rum, die aber in den folgenden Jahren von den Einheimischen entsorgt wurden.

OK, "Gerd" liebte es luftig und entschlummerte friedlich.

Die friedliche Stimmung wurde am nächsten Morgen gewaltig getrübt, als "Gerd" feststellte, dass ihre Tasche geräumt war. Der Brustbeutel war weg, und der Schlafsack immer noch auf.

Das kostete mich zum einen meinen wertvollen Vormittagsschlaf und führte zum anderen dazu, dass "Gerd" ihre Zurückhaltung gegenüber Männern im Allgemeinen aufgab und schon am nächsten Tag mit dem nächst besten Motorrad (samt Fahrer) diesen ungastlichen Ort verließ.

Großes Aufatmen und entspannte Atmosphäre bei den Übrigen.

Tja, so konnte es gehen, damals.

Hier stehe ich 2003 ziemlich genau auf dem Schlafplatz von damals. Hat sich geringfügig verändert....

 

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